DIE EPOCHE DES STURM UND DRANG



Die Literaturepoche des Sturm und Drang hat ihren Namen von einem Schauspiel des deutschen Dichters Friedrich Maximilian Klinger (1752-1831) erhalten, das im Jahre 1775 geschrieben wurde. Sie erfasste in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ganz Europa. Obwohl der Sturm und Drang oft als Gegenbewegung zur Aufklärung gesehen wird, ist er ohne die Abkehr von der barocken Regelpoetik, die die Literatur der Aufklärung kennzeichnet, nicht denkbar.

Die mit Hilfe der Aufklärung neu gewonnene formale Freiheit wurde von den Dichtern des Sturm und Drang genutzt, um inhaltlich gegen die oft als allzu vernunftbetont und nützlichkeitsorientiert empfundenen Werte der Aufklärung zu rebellieren. Der Philosoph Johann Gottfried Herder (1717-1772) wurde zum Wegbereiter des Sturm und Drang, als er die Arroganz der bürgerlichen Aufklärung und ihre mangelnde Nähe zum »einfachen Volk« kritisierte. Seine »Fragmente über die neuere deutsche Literatur« von 1767 werden als Initialzündung des Sturm und Drang gesehen.

Wichtige Autoren des Sturm und Drang

· Gottfried August Bürger (1747-1794)

· Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

· Johann Gottfried Herder (1717-1772)

· Friedrich Maximilian Klinger (1752-1831)

· Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

· Friedrich Schiller (1759-1805)

Der Sturm und Drang – eine Bewegung der Jugend

Kennzeichnend für den Sturm und Drang ist, dass er hauptsächlich von Dichtern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren getragen wurde – ein Alter, das später umgangssprachlich die Bezeichnung »Sturm- und Drang-Periode« erhielt. So verwundert es nicht, dass Themen wie Freundschaft, Mut und Verwegenheit, leidenschaftliche Liebe, emphatische Gefühle sowie Auflehnung und Rebellion gegen starre Autoritäten im Mittelpunkt der Werke stehen.

Der Begriff des »Genies« wird im Sturm und Drang geboren. Theoretisch erörtert wird er bei Herder (»Shakespear«, 1773), Goethe (»Zum Shakespeare Tag«, 1771) und Jakob Michael Reinhold Lenz (»Anmerkungen übers Theater«, 1774). Das »Genie« bezeichnet einen Künstler, der nur seinem Gewissen und seinen eigenen ästhetischen Ansprüchen verpflichtet ist. Kein Regelwerk kann sein schöpferisches Tun begrenzen, er findet alles in seiner eigenen Seele und seinen eigenen Empfindungen. Dabei ist er vital und kraftvoll – das Ideal ist keineswegs der sensible Einzelgänger, sondern der »ganze Kerl«, der mutig gegen die Obrigkeit rebelliert und mit Gleichgesinnten kämpft. Das Inbild eines solchen Dichters sah man in den großen Vorbildern Homer und Shakespeare.

Das Drama im Sturm und Drang

Drama ist die wichtigste literarische Gattung in der Epoche des Sturm und Drang. Formal brechen die Dramatiker des Sturm und Drang mit der traditionellen Einheit von Ort, Zeit und Handlung, ein Bruch, den der von ihnen verehrte Shakespeare schon 150 Jahre früher vollzogen hatte. Auch das klassische Versmaß wird aufgegeben; stattdessen werden die Dialoge in Prosaform verfasst. Umgangssprache, Dialekt, Ausrufe und unvollständige Sätze finden Eingang in das Schauspiel des Sturm und Drang.

In keiner anderen literarischen Form lässt sich der Konflikt zwischen dem aufbegehrenden Individuum und den gesellschaftlichen Konventionen so gut darstellen wie im Schauspiel. So werden Johann Wolfgang von Goethes »Götz von Berlichingen« (1773) und Friedrich Schillers »Die Räuber« (1781) zu wegweisenden Dramen der Epoche.

 

 


Дата добавления: 2019-07-17; просмотров: 263; Мы поможем в написании вашей работы!

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