Werte und Qualifikation der Jugendlichen



Die zentrale Bezugsgruppe der jungen Menschen ist – neben den Cliquen der Gleichaltrigen, deren Bedeutung stark zugenommen hat – die Familie. Noch nie lebten so viele junge Menschen – fast die Hälfte aller 24-jährigen Männer und immerhin noch 27 Prozent der gleichaltrigen jungen Frauen – so lange im Haushalt ihrer Eltern wie heute. Fast alle 12- bis 29-Jährigen geben an, ein sehr gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Eltern zu haben.

Eine Ursache für den längeren Verbleib in der Familie ist, dass immer mehr junge Menschen immer länger im Bildungssystem bleiben. Ihr Qualifikationsniveau ist deutlich gestiegen. Insgesamt erwerben 45 Prozent der 18- bis 20-jährige eine Studienberechtigung. Mehr als zwei Drittel der Abiturienten nehmen innerhalb von drei Jahren ein Studium auf. Etwa ein Zehntel verlässt das Bildungssystem ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Zu den Problemgruppen gehören vor allem junge Menschen aus sozial schwachen Schichten und aus Migrantenfamilien.

Auf einem traditionellen politischen Links-rechts-Schema ordnet sich die Jugend – wie üblich – etwas links von der Gesamtbevölkerung ein; politische Extrempositionen werden aber nur sehr selten vertreten. Sehr hoch dagegen ist die Bereitschaft zu ehrenamtlichem und sozialem Engagement. Rund drei Viertel aller Jugendlichen setzen sich für soziale und ökologische Belange ein: für hilfsbedürftige ältere Menschen, für Umwelt- und Tierschutz, für Arme, Migranten oder Behinderte.

Auch die Zahl der jungen Männer und Frauen, die sich für ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr entscheiden, nimmt zu – 2009 waren es 6 720. Für junge Männer gilt im Übrigen die Allgemeine Wehrpflicht mit einer Dauer von neun Monaten (eine Verkürzung auf sechs Monate ist voraussichtlich von 2011 an vorgesehen). 2009 haben 68000 junge Männer ihren Grundwehrdienst bei der Bundeswehr aufgenommen. Wer aus Gewissensgründen den Dienst an der Waffe verweigert und als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wird, muss einen Zivildienst von derzeit neun Monaten leisten. Der Zivildienst bietet die Möglichkeit, Erfahrungen in verschiedenen sozialen oder ökologischen Tätigkeitsfeldern zu sammeln. 2009 wurden 90 500 junge Männer zum Zivildienst einberufen.

Schulsystem in Deutschland

In Deutschland müssen alle Kinder ab 6 Jahren in die Schule gehen, und zwar mindestens neun Jahren lang. Vier Jahren gehen alle in die Grundschule. Nach der Grundschule, im Alter von zehn Jahren, wechseln sie entweder in eine Hauptschule, in eine Realschule, in ein Gymnasium oder in eine Gesamtschule, die alle drei Schularten unter einem Dach hat. Nach Abschluss der Hauptschule können die Schüler mit einer Berufsausbildung anfangen. Nach dem Realschulabschluss kann man in kaufmännische Berufe, zur Bank oder in die Verwaltung gehen. Für gute Schüler an der Hauptschule oder Realschule gibt es immer die Möglichkeit, den höheren Bildungsabschluss zu bekommen. Wer studieren will, muss das Gymnasium oder den gymnasialen Zweige an einer Gesamtschule mit der Reifeprüfung beendet haben. Es gibt Gymnasien mit verschiedenen Zweigen, z. B. neusprachliche, mathematisch-naturwissenschaftliche, klassische Gymnasien. Es gibt keine Aufnahmeprüfungen für die Hochschulen oder Universitäten. Im Prinzip kann man jedes Fach an einer Hochschule oder Universität studieren. In den Bundesländern gibt es Schulferien zu verschiedenen Zeiten. Die Sommerferien dauern etwa 6 Wochen.

Schulsystem in Russland

In Russland beginnt die Schule immer am 1. September. Dieser Tag wird der Tag des Wissens genannt. Die Schule in Russland ist in 3 Stufen aufgeteilt: Unterstufe oder die Grundschule, Mittelschule und die Oberschule. Nach der 11. Klasse muss man an der Schule das Abitur machen, um studieren zu dürfen. In Russland werden die Kinder mit 6 oder 7 Jahren eingeschult. Darum dauert die Grundschule für sie 3 oder 4 Jahre. Sie befindet sich mit der Mittelschule unter einem Dach. Die Schüler haben ihre Klassenlehrerin, die fast den ganzen Unterricht erteilt. Mit 10 Jahren kommen die Schüler in die 5. Klasse. In der Mittelstufe bleiben sie bis zur 9. Klasse. Nach der 9. Klasse legen alle Schüler die Prüfungen ab und erhalten mittlere Schulreife. In Russland sind also 9 Schuljahre Pflicht. Dann kommt die Entscheidung, ob man in der Schule weiterlernen und das Abitur machen will. Man kann auch ins Berufsleben einsteigen und seine Bildung in einer Berufs- oder Fachschule fortsetzen. Die Schüler haben Sommer-, Herbst-, Winter- und Frühlingsferien. Die Sommerferien, die 3 Monate dauern, sind die längsten. Früher gab es nur wenige Schultypen, z.B. die Schule mit erweitertem Fremdsprachenunterricht. Heutzutage gibt es Gymnasien und Lyzeen. Es gibt auch private Schulen. Der Schulbesuch ist kostenlos. Private Schulen erheben Schulgebühr. Viele Familien legen Wert darauf, dass ihre Kinder eine Schule mit möglichst gutem Ruf besuchen und gute Bildung bekommen.

Schulpflicht

In ganz Deutschland besteht Schulpflicht: Pflicht für Kinder und Jugendliche zu einem Mindestschulbesuch. In Deutschland ist die Schulpflicht in den Schulgesetzen der einzelnen Länder geregelt und gilt für alle Kinder und Jugendliche, die in dem jeweiligen Bundesland wohnen. Die Schulpflicht beginnt nach vollendetem sechstem Lebensjahr zum jeweils nächsten Schuljahresanfang. Für deren Einhaltung sind die Erziehungsberechtigten zuständig, in der Regel also die Eltern. Verstöße werden bestraft. Schulpflichtige Kinder und Jugendliche können zwangsweise der Schule zugeführt werden.

Die Schulpflicht endet mit vollendetem 18. Lebensjahr. Die allgemeine Schulpflicht (Vollzeitschule) dauert neun bis zehn Jahre. Daran schließt sich eine Berufsschulpflicht mit einer Dauer von drei Jahren (Teilzeitschule) an. Die Teilzeitschulpflicht kann durch den Besuch einer Vollzeitschule ersetzt werden.

Die Orientierungsstufe

Orientierungsstufe, spezielle Schulform des allgemein bildenden Schulsystems, die nach der Primarstufe (der Grundschule) auf den Besuch der weiterführenden Schulen der Sekundarstufe (Hauptschule, Realschule, Gymnasium oder Gesamtschule) vorbereiten soll.

Die Orientierungsstufe umfasst die Klassenstufen fünf und sechs. Sie wurde Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre in einigen Bundesländern eingeführt und soll zur Leistungsdifferenzierung und -bewertung beitragen und so eine gezielte Zuweisung in die Schulformen des dreigliedrigen Schulsystems ermöglichen. Die Schüler werden entsprechend ihrer schulischen Leistungsfähigkeit in den unterschiedlichen Schulfächern in den Leistungsstufen A, B oder C unterrichtet. Am Ende der Orientierungsstufe wird eine Empfehlung ausgesprochen, welche Schulform des dreigliedrigen Schulsystems besucht werden sollte: Hauptschule, Realschule oder Gymnasium. Die Orientierungsstufe entspricht in ihrem Ansatz der Idee der integrierten Gesamtschule, in der nicht generell in allen Fächern unterschiedlicher Unterricht angeboten wird, sondern eine innere Leistungsdifferenzierung vorgenommen wird. So hofft man der individuellen Leistungsfähigkeit des einzelnen Schülers besser gerecht zu werden.

Lernen in Deutschland

Deutsche Kinder besuchen zwischen 3 und 6 Jahren den Kindergar­ten. Das ist eine deutsche Einrichtung, die von vielen Staaten übernommen worden ist. Der Besuch des Kindergartens ist freiwillig. Kinder­garten oder auch Kinderhorte (группы продлённого дня при детских садах) sind meistens kommunale Einrichtungen (муниципальные учреждения) oder Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes, der Evangelischen oder Katholischen Kirche. An diese Träger (финан­сирующая организация) müssen die Eltern für die Betreuung ihrer Kinder Gebühren bezahlen. Die meisten Kinder besuchen den Kindergarten nur am Vormittag und sind am Nachmittag in ihren Familien.

Mit 6 Jahren werden die Kinder eingeschult. Es gibt ein großes Fest und die Erstklässler bekommen Zuckertüten mit Süßigkeiten (большой конусообразный кулёк со сладостями) geschenkt. Die Grundschule dauert 4 Jahre. Dort lernen sie Lesen und Schreiben, sowie den Umgang mit Zahlen in den Grundrechenarten (четыре действия арифметики). Sie lernen ihre geographische, biologische, physikalische, politische Umwelt zu erkunden und zu begreifen. Dieses Unterrichtsfach heißt Sachkunde oder Sachunterricht. Musik, Kunst und Sport sind auch wichtige Fächer in der Grundschule. Der Religionsunterricht hat einen verfassungsmäßig (конституционно) garantierten Platz im Stundenplan der Grund­schule. Noten gibt es erst ab der Klasse 3. Am Ende der Grundschulzeit erhalten die Kinder zusätzlich zu ihrem Schulzeugnis eine schriftliche Beurteilung über die Eignung des Kindes für den Besuch weiterführender Schulen (общеобразовательная школа) mit einer Empfehlung, auf deren Grundlage die Aufnahme in die entsprechende Schule erfolgt.

Die ersten zwei Jahre der Sekundarstufe I sind eine so genannte Orientierungsstufe. Sie kann schulabhängig oder schulunabhängig sein. Die Eltern und ihre Kinder entscheiden sich für den weiteren Schulweg, denn danach gibt es verschiedene Schularten: die Realschule, die Hauptschule, das Gymnasium oder die Gesamtschule. Dabei ist es möglich, von einer Schulform in die andere zu wechseln. Einige Schulen arbeiten als Ganztagsschulen (школа полного дня).

Ein Drittel der Schüler besucht fünf bis sechs Jahre die Hauptschule. Das ist die Schule für normal und auch schwächer begabte Jungen und Mädchen, die später einen qualifizierten praktischen Beruf anstreben. Deshalb ist die Hauptschule sehr praktisch ausgerichtet, z. B. mit den Fächern Technik, Haushaltslehre (разновидность предмета «домоводство»), Wirtschaftslehre (экономика) und der Durchführung von Betriebspraktika.

Mit einem Hauptschulabschluss kann man in der Regel eine Lehre machen. Für die Berufsbildung in der Bundesrepublik sind die pri­vate Wirtschaft und der Staat verantwortlich. In Deutschland funktioniert seit Jahren das sogenannte Duale System. Das ist eine Verbindung von praktischer Ausbildung im Betrieb (die Lehre) mit der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule (l-2 Tage pro Woche). Im Durchschnitt dauert die Berufsschule drei Jahre. Die Jugendlichen, die eine berufliche Ausbildung machen, heißen Lehrlinge oder Auszubildende, kurz Azubis genannt. Die Azubis bekommen kein Stipendium, sondern eine Ausbildungsvergütung (оплата труда в период производственного обучения в училище) - im Prinzip die Belohnung für die Arbeit im Betrieb, die jedes Jahr steigt, z. B. von 350,- auf 500,- Euro.

Noch ein Drittel der Schüler geht in die Realschule, eine gemischt theoretisch-praktisch ausgerichtete Schule für gut- bis mittelbegabte Jungen und Mädchen, die später einen höher qualifizierten Beruf erlernen wollen. Dieser Schultyp steht zwischen Hauptschule und Gymnasium. Er umfasst in der Regel sechs Jahre, d. h. nach zehn Jahren insgesamt erwerben die Schüler einen mittleren Schulabschluss. Mit dem Abschlusszeugnis einer Realschule können die Schüler auch eine Berufsausbildung aufnehmen oder in eine Fachoberschule oder Fachschule eintreten.

Das restliche Drittel besucht neun Jahre das Gymnasium, eine stark theoretisch ausgerichtete Schule für begabte Jungen und Mädchen, die später in der Regel an einer Universität oder Fachhochschule studieren wollen. Jeder Gymnasiast muss mindestens zwei Fremdsprachen lernen. Die wichtigsten Fremdsprachen im deutschen Schulsystem sind Englisch, Französisch und Latein. Der gymnasiale Abschluss heißt „Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife" oder das Abitur, dar- um heißen seine Inhaber Abiturienten. Es berechtigt zum Studium an Hochschulen und Universitäten. Die drei obersten Klassen des Gym­nasiums werden auch Sekundarstufe II genannt. Neben einer Reihe an Pflichtfächern haben Schüler die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, welche Fächer sie als so genannte Grundkurse belegen wollen und welche als Leistungskurse.

Die Gesamtschule ist eine Schule, in der die vorgenannten Schulformen gemeinsam enthalten sind. In den Gesamtschulen werden die Schüler ohne Zuordnung zu einer Schulart gemeinsam unterrichtet. Auch hier können die verschiedenen Abschlüsse des gegliederten Schulsystems (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) erworben werden.


Дата добавления: 2018-11-24; просмотров: 630; Мы поможем в написании вашей работы!

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