B. Nach der Beziehung zwischen den Oppositionsgliedern

Thema 4

Phonologie als eine selbständige linguistische Disziplin

 

1.Die Entstehung der Phonologie. Die Phonemlehre von Jan Baudouin de

Courtenay . Das Phonem(Begriff,Funktionen).

Die Begründung der Phonologie. Das dinstinktive Merkmal.

2. Phonologische Oppositionen. Die logische Klassifikation der phonologischen Oppositionen:

eindimensionale (bilaterale) und mehrdimensionale (multilaterale)   Oppositionen,

 proportionale und isolierte Oppositionen,

 privative, graduelle und äquipolente Oppositionen,

konstante und aufhebbare Oppositionen.

3.Die phonologische Korrelation:

• Stimm- und Spannungskorrelation,

• Nasalitätskorrelation,

• Palatalitätskorrelation,

• Vokaldauerkorrelation,

• Tonhöhenkorrelation

4.Der Begriff "das Phonem" heute. Phonemvarianten. Positionen des Phonems. Phonologisches System. Begriff des Systems. Laut- und Phonemsystem, phonologisches System. Die innere Gliederung des Phonemsystems.    5.Phonologische Methoden.

6. Die Bestimmung der deutschen Vokal- und Konsonantenphoneme.

-4

Literaturverzeichnis:

  1.O.G. Kosmin, T.S. Bogomasowa, L.l.Hizko "Theoretische Phonetik derdeutschen Sprache:учеб пособие для ин-тов и фак-тов иностр. яз. «3. -M: Высш. Шк.., 1990-C.48-60

2.O.G. Kosmin, G.A, Sulemowa "Praktische Phonetik der deutschen Sprache: учебное пособие для студентов пед. институтов по спец.№ 2103 «Иностр. Яз», 2-e изд., доп.-  M.: Пpocвещение, 1990.

3.Бодуэн де Куртене И.А.Избранные труды по общему языкознанию.

4. HauslerF. Das Problem Phonetik und Phonologie bei Baudeouin de Courtenay und in seiner Nachfolge.

5. Trubetzkoy N.S. Grundzüge der Phonologie. - 2. Auflage

7.ТорсуевГ.П.Проблемы теоретической фонетики и фонологии.

8. Якобсон Р., Халле М.Фонология и её отношение к лингвистике.

1


                

Die Lehre von Phonem. Die Entstehung der Phonologie.

 

„Die Entwicklungsphasen der Phonologie schlagen sich in verschiedenen Definitionen der Terminus 'Phonem' (gr. phonema = Laut) nieder:

i- Die 'klassische' Definition in der 'älteren' Phonologie:

Ein Phonem ist ein (zu Lautfolgen kombinierbarer) Lauttyp, der in Sprachbewusstsein in bedeutungs-unterscheidender Opposition zu einem anderen (Lauttyp) steht, ohne selbst bedeutungstragend zu sein. Bei Dohle: Hole/Hohle: Kohle: Mole: Pole: Sole/Sohle: Wohle sind /d/, /h/, /k/, /m/, /p/, /s/ und /w/ Phoneme.

2. Zum Phonem in der Prager Schule (der Phonologie):

N. S. Trubetzkoy definiert ein Phonem als „die Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines Lautbildes". R. Jakobson erstellte erstmals ein endliches Inventar von distinktiven Merkmalen, mit denen nach seiner Ansicht alle Phoneme aller natürlichen Sprachen beschreibbar seien. (Die Menge der durch die menschlichen 'Sprechwerkzeug* tatsachlich produzierbaren Laute ist demgegenüber infinit.)

3- Zum Phonem in der generativen Phonologie:

Die von der Prager Schule erarbeitete Konzeption von Phonemen als 'Bündel' (konjunktiv verbundener) distinktiver Merkmale wird in der generativen Phonologie übernommen. Die formale Darstellung von Phonemen erfolgt als phonologische Matrizen. Darüber hinaus wird in der generativen Phonologie der Begriff des systematischen Phonems eingeführt.

Ein systematisches Phonem (oder: zugrunde liegendes Segment) ist eine abstrakte Einheit auf der 'systematisch phonemischen Ebene', die durch ein System von Regeln an die konkrete Oberfläche geführt wird."


 Aus    der Geschichte   der    Lehre   von   Phonem

Als Begründer der modernen Lehre von Phonem gilt der russisch-polnische Sprachwissenschaftler LA. Baudouin de Courtenay. Er arbeitete an der Kasaner Universität Dort gründete er die Kasaner linguistische Schule. B.de C. betrachtete das Phonem als eine Lautvorstellung in der Psyche des Menschen, d.h. als eine psychologische Größe. Sein Schüler L.W.Stscherba vertrat anfangs dieselbe Auffassung, aber in den zwanziger Jahren des XX. Jahrhunderts versuchte er die Phonemlehre auf linguistischer Basis aufzubauen, indem e; als erster auf die bedeutungsunterscheidende Funktion des Phonems hinwies. Später wurde seine Lehre von seinen Schülern, den Vertretern der Leningrader phonologischen Schule weiterentwickelt

Nach dem ersten Weltkrieg wurde zugleich auch die Moskauer phonologische Schule
gegründet, die in erster Linie mit den Namen N.S.Trubezkoi und R.O. Jakobson verbunden ist.
Diese Sprachforscher gingen von der Idee von Ferdinand de Saussure aus, der bekanntlich
einen Ausdrucksplan und einen Inhaltsplan der Sprache unterschied (siehe seine Vorlesungen
"Aufzeichnungen in allgemeiner Sprachwissenschaft"). Der Ausdrucksplan, d.h. die lautliche
Seite der Sprache, kann dabei als reine Form betrachtet werden. Alle Ausdrucksmittel stehen in bestimmten Beziehungen zueinander. Sie bilden somit ein System. In Trubezkois Buch
"Grundzüge der Phonologie" wird das Phonem als das kleinste Bauelement der sprachlichen
Ausdrucksmittel betrachtet, d.h. als die kleinste bedeutungsunterscheidende Spracheinheit
Diese Auffassung des Phonems wurde im Rahmen der Moskauer phonologischen Schult
aufgegriffen und weiterentwickelt.

Einen großen Beitrag zur Weiterentwicklung der Lehre von Phonem leisteten im Rahmen der Leningrader phonologischen Schule L.R.Sinder, A.N.Gwosdjew, M.l.Matussewitsch L.L.Bulanin etc. und im Rahmen der Moskauer phonologischen Schule - R.I.Awanessow P.S.Kusnezow, A.A.Reformazkij, N.F.Jakowlew, W.N.Sidorow etc.

 

Begriff des Phonems

Das Phonem wird anders der Sprachlaut genannt im Unterschied zum Sprechlaut, der eine
Realisation eines Phonems durch den Sprecher darstellt. Die Sprachlaute sind phonologisch
relevante (bedeutungs- unterscheidende, wesentliche) Signale. Der Laut ist materiell
individuell, unwiederholbar, momentan, unzahlbar. Der Sprachlaut (das Phonem) dagegen ist
abstrakt, zahlbar, konstant.

Es gibt in der linguistischen Literatur recht viele Definitionen des Phonems. Dies ist darauf
zurückzuführen, dass es bei der Deutung des Phonems verschiedene Richtungen gibt. In
wesentlichen lassen sich zwei Richtungen bei der Deutung des Phonems nachweisen. Die
einen Phonologen verstehen unter dem Phonem eine Klasse von Lauten (L.W. Cerba) oder
eine abstrakte Einheit, einen Lauttyp, der in Form einer Klasse von Lauten realisiert wird
(V.E. Coseriu, A.A.Reformazkij, R.I.Awanessow, R.R.Kaspranskij). Sie vereinigen sich zu
einer Klasse nicht durch ihre physikalischen Eigenschaften, sondern durch ihre Sprachfunktion. Die anderen betrachten das Phonem als eine minimale phonologische
Einheit, die eine distinktive Funktion ausübt (N.S.Trubezkoj) oder als ein Bündel von differenzienden Merkmalen (W.A.Uspenskij)
. Die erste Deutung beruht auf dem Text, die
zweite - auf dem System der Sprache (strukturell-funktionelle Deutung)
Aber allgemeingültig ist für alle Definitionen eins: das Phonem ist die kleinste linear nicht
mehr teilbare unabhängige Einheit der lautlichen Seite der Sprache, die die Lautgestalten de:
bedeutungstragenden Spracheinheiten bildet und gleichzeitig sie unterscheiden kann. Anders
gesagt - das Phonem ist der kürzeste Teil des Redestroms. Lineal ist das Phonem nicht teilbar
aber vertikal ist es teilbar, denn es setzt sich aus einer Gesamtheit von differenzierender
Merkmalen                                                                                                                              zusammen

Wie werden die Phoneme als solche nachgewiesen. Dieser Prozeß verlauft in drei Etappen auf der ersten Etappe wird der Text in minimale phonetische Einheiten (Segmente) eingeteilt (segmentiert). Die zweite Etappe heißt die der Identifizierung, wobei die einzelnen Segments als Realisationen ein und desselben Phonems identifiziert werden. Auf der dritten Etappe erfolgt Klassifizierung (Vereinigung) von einzelnen Phonemen, wobei sie in Untersysteme


Teilsysteme,       Phonemreihen        und       Phonemserien        eingeteilt       werden

Fast in allen phonologischen Schulen bezeichnet man die Phoneme mit schrägen Strichen /, / und die Laute - mit eckigen Strichen [...]. Mit solchen eckigen Strichen <...> bezeichnet man die Phoneme in der Moskauer phonologischen Schule.

 

Unterschiede zwischen der Leningrader und Moskauer phonologischen schule bei der deutung des phonems (LphSch, MphSch)

Die Vertreter der LphSch verstehen unter dem Phonem die kleinste artikulatorisch-akustische Spracheinheit, die Wörter und Wortformen unterscheidet. Für sie ist das Phonem ein konkreter Laut, der in Form von seinen Schattierungen existiert. Man kann es sogar unter: besonders günstigen Bedingungen hörenund aussprechen. Also, das Phonem beruht für die Leningrader auf seinem artikulatorisch-akustischen Bild und auf seiner distinktiven Funktion Es besteht "an und für sich", unabhängig von den Lautgestalten der Wörter und Morpheme


Für die MphSch ist das Phonem ein Bestandteil des Morphems. Nach der Moskauer Ansicht
kann man das Phonem nicht mit einem konkreten Laut identifizieren. Es sei eine abstrakte
lautliche Einheit. Das Verhältnis zwischen Phonem und Laut konnte man aus dieser Sich
dem Verhältnis zwischen Wesen und Erscheinung gleichsetzen (vgl. "Mensch" und "ein
konkreter Mensch namens N." oder "Frau" und "eine konkrete Frau namens N.)
Den Unterschied in der Deutung des Phonems zwischen der LphSch und MphSch kann man
an solchem Beispiel veranschaulichen. Nehmen wir Nom. Sg. дуб und Gen. Sg. дуба. Für die
Moskauer geht es hier um die Varianten ein und desselben Phonems / Б/, weil die beiden
Laute "п" und "б" Bestandteile ein und desselben Morphems sind. Für die Leningrade:
gehören diese "п" und "б" zwar zu demselben Morphem, aber sie unterscheiden verschiede
Formen des Wortes, deshalb werden sie zu verschiedenen Phonemen gezählt (vgl. auch
"вода",        "водный",         "водяной"        oder        "нора"        und        "норы")

 FUNKTIONEN DES PHONEMS

Das Phonem übt drei Funktionen aus: tektonische (konstitutive), differenzierende
(unterscheidende,          distinktive)          und          vereinigende           (integrierende)

Die tektonische Funktion des Phonems: das Phonem ist als Baustoff für höhere Spracheinheiten (Morpheme, Wörter) aufzufassen, denn sie setzen sich aus einzelnen Phonemen in bestimmter Reihenfolge zusammen.

Die distinktive Funktion des Phonems besteht darin, dass die Phoneme verschiede
Wortformen unterscheiden, an die bestimmte semantische und grammatische Bedeutungen
gebunden sind. Also, das Phonem unterscheidet die Bedeutungen der Wörter nicht direkt
sondern indirekt durch ihre Lautgestalten. Man kann diese Funktion gleichzeitig al:
Identifikationsfunktion bezeichnen, weil sie die Wörter und Wortformen nicht nu:
unterscheidet,                   sondern                   auch                   sie                   identifiziert

Die integrierende Funktion der Phoneme besteht darin, dass sich die Wörter und Wortformen mit relativ gleicher Lautgestalt sich vereinigen lassen, was ihre Einprägung erleichtert und was in der Poesie vielfach benutzt wird, vgl.: glatt - statt, Ort - Mord etc.

 begriff des phonologisch-wesentlichen (distinktiven) merkmals. Arten und Funktionen von phonologisch-wesentuchen Merkmalen (ph.w.M.)

Die phonologisch-wesentlichen Merkmale heißen anders "wesentlich", "differenzierend" "relevant", "unterscheidend", "phonematisch", "phonologisch", "distinktiv", "differenzial" Darunter versteht man die charakteristischen Besonderheiten artikulatorisch-akustischer Art die den meisten Realisationen des Phonems eigen sind. Die Beibehaltung dieser wesentlicher Eigenschaften ermöglicht ihre Identifizierung. Das Phonem ist linear nicht mehr teilbar Vertikal aber setzt sich das Phonem aus minimalen Artikulationen zusammen, was mir Einschaltung bzw. Ausschaltung der Stimmlippen begleitet wird. Beispielsweise liegen den deutschen Phonem /o:/ die folgenden ph.w. Merkmale: Quantität (lang), Qualitat (geschlossen), Labialisierung, Reihenzugehörigkeit (hintere Reihe), Zungenhebungsstufe


(mittlere Stufe). In diesem Sinne ist das Phonem teilbar Man unterscheidet zwei Arten von ph.w. Merkmalen: modaler und lokaler Art. Die ersten beschreiben die Art und Weise, wie das Phonem erzeugt wird (stimmhaft oder stimmlos offen oder geschlossen, Verschluss- oder Engelaut etc.) - Die zweiten beschreiben die Stelle, an der das betreffende Phonem gebildet wird (alveolar, oder palatal oder velar etc.). Di< Vokalphoneme besitzen keine lokalen ph.w. Merkmale, denn sie haben keine lokalen Charakteristika.

Die ph.w. Merkmale üben genauso wie die Phoneme drei Funktionen aus: die tektonische (konstitutive, gestaltende), distinktive (unterscheidende, differenzierende) und integrierende (vereinigende).

Die erste Funktion ist als Baustoff für Phoneme aufzufassen. Jedes Phonem beruht auf den
ph.w. Merkmalen, die diesem Phonem zugrunde liegen, vgl. das Phonem /b/: stimmhaft
ungespannt,                                                       explosiv,                                                       bilabial

Die zweite und dritte Funktion von ph.w. Merkmalen treten in der Regel gleichzeitig zutage
Fast jedes ph.w. Merkmal übt gleichzeitig integrierende und distinktive Funktion aus. St
vereinigt das ph.w.M. des Verschlusses solche Phoneme wie /b/, /p/, /m/ etc. und gleichzeitig
trennt es sie von allen anderen Engephonemen, z.B. von /f/, /s/, /x/ etc
Es gibt aber solche ph.w. Merkmale, die nur die tektonische und distinktive Funktion
ausüben,               z.B.                Vibration                (das                Phonem                /r/)

Neben phonologisch-wesentlichen Merkmalen gibt es phonologisch unwesentliche Merkmal ("irrelevante", "redundante", "phonetische", "integrale"). Sie unterscheiden sich von den ph.w Merkmalen dadurch, dass sie keine tektonische Funktion ausüben. Sie sind einfach Begleiterscheinungen. Zu ihnen gehören beispielsweise Neueinsatz der Vokalphoneme Aspiration von den stimmlosen Konsonantenphonemen /p/, /t/, /k/.

2. Begriff der Opposition. Arten von Oppositionen/Überblick/

Zwei Phoneme, die sich wenigstens durch ein einziges phonologisch-wesentliches Merkmal
voneinander unterscheiden, bilden eine Opposition, vgl. /a:/ - /a/. Die Oppositionsgliede
unterscheiden        sich       voneinander        nur        durch        ihre        Quantität

Man unterscheidet in der Phonologie die folgenden wichtigsten Oppositionen:

1. Eindimensionale und mehrdimensionale Oppositionen. Bei der eindimensionalen
Opposition gelten die den beiden gemeinsamen ph.w. Merkmale für kein anderes
Phonempaar derselben Sprache, vgl.: eindimensional sind die Oppositionen If I - /v/, /p/ -
/b/, /g/ - /k/ und mehrdimensional sind z.B. /d/ - /b/, denn es gibt /t/ - /p/, oder /g/ -/z/,
denn es gibt /k/ - /s/;

2. Proportionale und isolierte Oppositionen. Bei den proportionalen Oppositionen treffen
ihre Merkmale auch für andere Oppositionen zu. Wenn dies nicht der Fall ist, so gelten
die Oppositionen als isoliert, vgl.: proportionale Oppositionen - /p/ - /b/, /t/ - /d/, /k/ - /g/,
/s/ - /z/, /f/ - /v/; isolierte Oppositionen - /p/ - /S/, /r/ - /1/, /h/ - /k/;

3. Privative, graduelle. äquipollente Oppositionen. Bei den privativen Oppositionen
unterscheiden sich ihre Glieder durch Vorhandensein bzw. Fehlen eines ph.w. Merkmals
vgl. /d/ - /t/, /g/ - /k/, /z/ - /s/. Die graduellen Oppositionen sind solche, deren Glieder sich


gleichzeitig verschiedene Grade eines ph.w. Merkmals unterscheiden, vgl. /o:/ - /u:/, /i:/ -/e:/, /6:/ - /ii:/. Bei den äquipollenten Oppositionen unterscheiden sich ihre Glieder voneinander durch mehrere ph.w. Merkmale, vgl. /p/ - /d/, /g/ - /s/, /t/ - /g/; 4. 4.Konstante und neutralisierbare (aufhebbare) Oppositionen. Die Konstanten Oppositionen sind unter allen Bedingungen gültig, d.h. ihre ph.w. Merkmale wirken immer differenzierend. Bei den neutralisierbaren Oppositionen können ihre ph.w. Merkmale in bestimmten Positionen aufgehoben werden, vgl. konstant - /p/ --/t/, /k/ - /s/; neutralisierbar - /d/ - /t/, /z/ - /s/.

Falls sich eine und dieselbe Opposition in mehreren Phonempaaren wiederholt, so geht es
um eine Phonemkorrelation nach dem betreffenden ph.w. Merkmal, vgl.
/g/ - /k/, /d/ - /t/, /v/ - /f/ - eine Phonemkorrelation nach der Stimmbeteiligung.

 

Phonologische Oppositionen. Die logische Klassifikation der phonologischen Oppositionen.

Zwei Phoneme, die sich wenigstens durch ein einziges phonologisch-wesentliches Merkmal voneinander unterscheiden, bilden eine Opposition, vgl. /a:/ - /a/. Die Oppositionsglieder unterscheiden sich voneinander nur durch ihre Quantitat

Oppositionen gibt es unterschiedliche: Oppositionen

 

distinktiv Undistinktiv
können Wörter unterscheiden können Wörter nichtunterscheiden
'Rose : Riese |"R"-Laute im Deutschen

das Phoneminventar einer Sprache darf nicht aufgefasst werden als die Summe aller Beschreibungen der Phoneme, vielmehr ist es nur ein Korrelat des Systems der phonologischen Oppositionen. Nicht die Phoneme, bzw deren Beschreibung, sondern die distinktiven Oppositionen spielen die Hauptrolle

Eine Opposition setzt nicht nur solche Eigenschaften voraus, die die Teilnehmer unterscheiden, sondern auch solche, die ihnen gemeinsam sind. Sie stellen die Basis dar, auf der die Opposition sich entwickeln kann.

N. S. Trubetzkoy teilt die phonologischen Oppositionen nach folgenden logischen Prinzipien ein:

a)nach der Beziehung der Oppositionsglieder zum ganzen Oppositionssystem; b)nach dem Verhältnis zwischen den Unterscheidungsmerkmalen;

 c)nach der Wirkung der Opposition in verschiedenen Stellungen.

 A. Nach ihrer Beziehung zum Phoneminventar

Eine Opposition kann als eine Einheit aufgefasst werden, diese Einheit steht in einer bestimmten Beziehung zu den übrigen Oppositionen.

1 Die eindimensionale Opposition liegt dann vor, wenn sich eine Opposition nur
auf zwei Glieder des Systems beschrankt. Sie teilen die Vergleichsgrundlage, und
zwar      im      System     nur      diese      beiden      Elemente.

Mehrdimensional ist sie dann, wenn sich die Vergleichsgrundlage auf mehr als

zwei                                         Elemente                                        erstreckt.

Beispiele sind:

1. Eindimensional sind :

- "rot" und "Rat" keine andere Realisation von "r-Vokal-t" ist lexikalisiert (*rit,
*rut,*ret) /t/ und /d/, sie sind die einzigen dentalen Verschlusslaute, die einen "starken"Verschluss aufweisen.

2. Mehrdimensional sind :

- "Haus", "Maus", "Laus" und "raus ", die Vergleichsbasis -"aus" wird von
zumindest 4 Elementen des lexikalischen Systems geteilt.

- /b/, /d/ und /g/ ist mehrdimensional weil der "schwache" Verschluss ihnen
allen gemeinsam ist.

Einige multilaterale Oppositionen lassen eine oder mehrere Ketten zwischen
ihren Gliedern zu, sie werden homogeneOppositionen genannt. Oppositionen
sind homogen, wenn sie aus einer Kette eindimensionaler Oppositionen
aufgebaut werden können.

/u/-/e/ sind im D. in einer mehrdimensionalen Opposition, weil, was sie gemeinsam haben, sie mit allen anderen Vokalen teilen. Es ist aber möglich von /u/ zu /e/ eine Kette eindimensionaler Oppositionen aufzubauen, die von /u/ letzlich zu /e/ (und umgekehrt) führt.

Geradlinige und ungeradlinige mehrdimensionale homogene Oppositionen. Geradlinig sind solche, wo Anfangs- und Endpunkt nur durch eine einzige Kette verbunden sind: /x/ - /k/

Ungeradlinige Oppositionen verfügen über mehrere Wege , im Beispiel /u/ - Id sind mehrere Wege möglich. /u:/ -/e:/ /u:/ - /o:/ - 1ф\1 - /e:/; /u:/ - ly.l - /ф:/ - /е:/; /u:/-/y:/-/i:/-/e:/(3 Ketten).

2 Proportionale und isolierte Oppositionen. Bei den proportionalen Oppositionen treffen ihre Merkmale auch für andere Oppositionen zu. Wenn dies nicht der Fall ist, so gelten die Oppositionen als isoliert, vgl.:proportionale Oppositionen - /p/ -

/b/, /t/ - /d/, /k/ - /g/, /s/ - /z/, /f/ - /v/; isolierte Oppositionen - /p/ - /S/, /r/ - /1/, /h/ -/k/.

Aus der Kombination von homogenen, mehrdimensionalen Oppositionen mit den proportionalen Oppositionen lässt sich ein System der Phoneme der untersuchten Sprache erstellen.

B. Nach der Beziehung zwischen den Oppositionsgliedern


Nach der Beziehung zwischen den Oppostionsgliedern zueinander sind privative, graduelle und äquipolente Oppositionen zu unterscheiden.

Bei der privativenOpposition unterscheidet sich das eine Phonem durch das Vorhandensein, das andere durch das Nichtvorhandensein eines distinktiven Merkmals. Das eine Phonem ist merkmaltragend(merkmalhaft, markiert), das andere merkmallos(unmarkiert). Privative Oppositionen sind:

- „gespannt stimmlos - nicht gespannt stimmhaft" (/p/ - /b/, /s/ - /z/).

- „gerundet - nicht gerundet" (/E/ - /oe/, /i/ - /y/),

- „nasaliert - nicht nasaliert" (/b/ - /m/, /d/ - /n/) usw.

Graduell.Hier handelt es sich um Abstufungen eines indiskreten Merkmals. VgL: Offnungsgrade von Vokalen: iv.l - /e:/ - /E:/.

Äquipolent.Phoneme, die sich weder als Abstufungen von Merkmalen, noch bezüglich des Vorhandenseins eines Merkmals in Opposition bringen lassen, stehen in einer gleichberechtigten Opposition, einer äquvipolenten Opposition.

Z.B. /p/-/t/ oder /f/-/k/.

C. Einteilung hinsichtlich der distinktiven Gültigkeit

In einer Sprache können Phoneme, bzw. deren Oppositionen in bestimmten Situationen aufgehoben werden. Die Opposition verliert ihre distinktive Kraft. Daher:

Können Oppositionen in einer Sprache ständig gelten, oder aber sie können nicht ständig gelten.

Oppositionen, die aufhebbar sind, werden von den Sprachteilnehmer häufig als irgendwie "schwächer" beurteilt.

ständige Oppositionen

Aufhebungsstellung                               [Relevanzstellung

Opposition ist ungultig                         [gültig

es handelt sich um eindimensionale Ops. j

aber nicht alle eindimensionalen Ops. sind ;Relevanzstellung

aufhebbar.                                              |

Nicht jede Art von Op. ist aufhebbar.□ Wird eine Op.;

aufgehoben,   dann   verliert   ein   Partner   seine

Oppositionsmerkmale.

Es bleiben nur die gemeinsamen Merkmale übrig.

Der unveränderte Partner ist das Archiphonem.


Ein Archiphonem ist die Gesamtheit der distinktiven Eigenschaften zweier Phoneme.

Typen von Archiphonemen /A/

1. /A/ ist mit keinem der Partner identisch

a. /A/ ist nicht identisch aber zumindest mit beiden irgendwie verwandt
Vgl: "halbgespannter/ungespannter" Laut: "dann" - "Tanne".

b. /A/ ist mit beiden verwandt, erhält aber noch eigene spezifische Züge.
Diese sind oft an die Umgebung angepasst, bzw. kommen von einem
Nachbarphonem.

2. /A/ ist mit einem der Partner identisch.

a. Wahl von /A/ richtet sich nach der Umgebung. /A/ wird derjenige
Partner, der dem Nachbarphonem am nächsten ist. Assimilation. Also
etwa wenn nach/vor einem stimmlosen Konsonanten wieder nur ein
stimmloser Konsonant auftritt.

b. Wahl von /A/ ist innerlich, unabhängig von der Umgebung.
Die Opposition ist privativ. Einer der Partner ist Vertreter von /A/,
damit ist dieser Partner der merkmallose  Partner in dieser
Opposition. ... jenes Oppositionsglied, welches in den
Aufhebungsstellungen auftritt, gilt als das merkmallose.
Die Opposition ist graduell. In der Aufhebungsstellung tritt das
extreme Glied auf.


 

4. Phonemvarianten

Die Phoneme als solche realisieren sich in der Rede in Form von ihren Varianten. Du
Vertreter der Leningrader ph.Sch. nennen sie Schattierungen, die der Glossematik ■
Allophone, und die der Moskauer ph. Schule unterscheiden Varianten und Variationen. Unter:
den Variationen werden solche Realisationen des Phonems verstanden, die nie mit
Realisationen anderer Phoneme zusammenfallen. Die Varianten dagegen sind solche
Realisationen des Phonems, die mit Realisationen eines anderen oder mehrerer Phoneme
zusammenfallen                                                                                                                           können

Abgesehen von all diesen Feinheiten bei der Deutung der Phonemvarianten werden im Allgemeinen in der Phonetik folgende Arten von Varianten ausgesondert:

obligatorische     (stellungsbedingte und kombinatorische); fakultative; - individuelle.

Die obligatorischen Varianten eines Phonems sind durch ihre Stellung im Redestrom bedingt
daher nennt man sie stellungsbedingte oder positionsgebundene Varianten, vgl. /g/ und /k/ ii
den Wortformen "sage"; "sagt" oder III mit Aspiration und /t/ ohne Aspiration in den Wörtern
"Tasche" und "stehen" oder das konsonantische -R- und das vokalisierte -R- in den Wörtern
"werden" und "rot". Dabei unterscheidet man Hauptvarianten und Stellungsvarianten. Die
Hauptvarianten sind solche Realisationen, bei denen all die artikulatorisch-akustische
Merkmale des betreffenden Phonems beibehalten werden. Bei den Stellungsvarianten geht ein
Teil dieser Merkmale verloren

Diefakultativen Variantendes Phonems lassen ihre freie Wahl zu, z.B. das Zungenspitzen
R, das Zäpfchen-r und das Engereibe-r.

Dieindividuellen Variantensind in der Regel einem Individuum eigen und stehen zu Sprachnorm im Widerspruch, z.B. Lispeln bei der Aussprache der Laute /s, z/ oder das palatalisierte -Sch- in allen Positionen.


 POSITIONEN DES PHONEMS

Unter der Position des Phonems versteht man seine Stellung in der Lautstruktur eines Worte:
oder eines Morphems auf syntagmatischer Ebene.

Man unterscheidet initiale, mediale und finale Stellung eines Phonems, vgl.: Magen
In der deutschen Sprache bildet ein Vokalphonem immer einen Phonemkern, der in der Rege
von Phonemrändern (von dem linken und rechten Phonemrand) umgeben ist, vgl. "Fuß". Mai
unterscheidet den absoluten und gedeckten Anlaut/Auslaut, vgl. "Brand". Man unterscheide
auch den intervokalischen Inlaut, vgl. "Ma-g-en".

Außerdem kann man starke und schwache Positionen der Phoneme unterscheiden. In der
starken Position behält das Phonem alle seine charakteristischen Züge bei. Die starke Position
für die deutschen Konsonantenphoneme sind der Anlaut und der intervokalische Inlaut. Die
schwache Position für die deutschen Konsonantenphoneme ist der Auslaut. Die starke
Position für die deutschen Vokale ist ihre Stellung in einer betonten Silbe und die schwache
Position – in einer unbetonten Silbe.

Eine Abart der schwachen Position ist die Position der Neutralisierung, in der das betreffende Phonem mit einem oder mehreren anderen Phonemen zusammenfällt. In diesem Fall geht es um das sgn. Archiphonem (Prager phonologische Schule) oder um das Hyperphonem (Moskauer phonologische Schule) oder das "schwache Phonem" im Unterschied zum starken Phonem (R.I.Awanessow). Streng gesagt, gibt es starke und schwache Positionen nicht für Phoneme, sondern für ihre ph.w.Merkmale.

 Begriff des Systems. Laut- und Phonemsystem,

phonologisches system

Unter dem System versteht man in der Sprachwissenschaft eine Gesamtheit von
Sprachelementen, die miteinander durch ständige Beziehungen verbunden sind
Dementsprechend kann man das Lautsystem einer Sprache als eine Gesamtheit von Lauttypen-Hauptvarianten, Stellungsvarianten und freien Varianten betrachten, die in bestimmten Beziehungen zueinander stehen. Das Phonemsystem erfasst nur die Phoneme einer Sprache,
die zueinander in bestimmten Beziehungen stehen. Zahlenmäßig ist das Phonemsystem viel
geringer als das Lautsystem.

Um welche Beziehungen geht es im Falle des Lautsystems und des Phonemsystems? Es geht hierbei darum, dass einzelne Phoneme und Laute aufgrund ihrer artikulatorisch-akustischer Züge sich zu Lautreihen, Lautserien, Teilsystemen und Untersystemen gruppieren lassen. Das phonologische System ist die Gesamtheit von phonologisch-wesentlichen Merkmalen, die dem Phonemsystem einer Sprache zugrunde liegen und die in bestimmten Beziehungen zueinander stehen. Es geht dabei vorwiegend um die Beziehungen, die mit Kompatibilita bzw. Inkompatibilita zusammenhängen. Kompatibel sind z.B. in deutscher Sprache das Merkmal der Verschlussbildung und das der Labialität, vgl. /m,p,b/; inkompatibel sind z.B. das Merkmal der Nasalität und das der Engenbildung.


Ordnungsprinzipien des Laut- und Phonemsystems

Das Laut- und Phonemsystem beruht auf zwei Prinzipien: auf dem Prinzip der Symmetrie und
auf dem der Ökonomie.

Das Prinzip der Symmetrie besteht darin, das aufgrund der gemeinsamen ph.w. Merkmale da;
Phonemsystem in kleinere Gruppen von Phonemen (Teilsysteme, Reihen, Serien) zerfallt, in
denen    sich    die    Phoneme            einander      symmetrisch       sind,      vgl

/b/                                                                         /d/                                                                          /g

/p/                                                                          /t/                                                                           /k

/m/                                                                         /n/                                                                          /n

Das zweite Prinzip, das Prinzip der Ökonomie, besteht darin, dass jedes System vor Sprachlauten und Sprachphonemen immer eine begrenzte Anzahl von Elementen enthält. Sie schwankt in verschiedenen Sprachen zwischen 10-90 Phonemen. Dabei gibt es eine Gesetzmäßigkeit: je weniger ist die Anzahl der Phoneme, desto länger sind die Wörter in der betreffenden Sprache. Die Sprache nützt bei weitem nicht alle theoretisch möglichen Phonemkombinationen. Wäre es der Fall, so gäbe es in der Sprache Millionen von Wörtern. Sonst zählt jede Sprache kaum eine Million Wörter. Im Laufe der Sprachgeschichte verändert sich die Anzahl von Phonemen, phonologisch-wesentlichen Merkmalen viel langsamer als die Anzahl von Wörtern und grammatischen Wortformen.

 Die innere Gliederung des Phonemsystems

Das Phonemsystem einer konkreten Sprache zerfällt immer in zwei Untersysteme: das Untersystem der Vokalphoneme und das der Konsonantenphoneme. Diese Untersysteme lassen sich ihrerseits in kleinere Gruppierungen - Teilsysteme - gliedern. So zerfällt das Untersystem der Konsonantenphoneme in zwei Teilsysteme ersten Ranges: das Teilsystem der Geräuschphoneme und das der sonoren Phoneme (Sonanten). Diese können in weitere kleinere Teilsysteme eingeteilt werden: in Teilsysteme zweiten Grades. So zerfällt das Teilsystem der Geräuschphoneme in das Teilsystem der Verschlußphoneme und das der Engephoneme.

Die Teilsysteme zerfallen ihrerseits in Phonemserien und Phonemreihen. Die Phonemreihe ist eine Gruppierung von Phonemen, die dasselbe lokale ph.w.Merkmal und verschiedene modale ph.w.Merkmale haben, vgl. /m, b, p/. Die Phonemserie ist eine Gruppierung von Phonemen, die ein und dasselbe modale ph.w. Merkmal haben und verschiedenelokale ph.w
Merkmale                   haben,                   vgl.:                   /m,                   n,                   n/

Die Vokalphoneme besitzen bekanntlich keine lokalen Merkmale.


 


Дата добавления: 2018-04-04; просмотров: 1600; Мы поможем в написании вашей работы!

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