Ein Meerschweinchen, eine ekelhafte Schwester und Ohrfeigen



Nbsp;       Warum 3 Großmütter, 3 Großväter, eine Mutter, ein Vater, ein Stiefvater, eine Frau vom Stiefvater und 7 Geschwister keine große Familie sind           Ich werde die Geschichte aufschreiben. Obwohl ich nicht weiß, wo ihr Anfang ist. Ich weiß nur, wie ihr Ende sein wird. Das Ende ist, dass Ilse weg ist. Ilse ist meine Schwester. Sie ist weg und ich will nicht, dass sie wiederkommt. Wenn sie wiederkommt, muss sie in ein Internat. Ich bleibe dabei, dass ich gar nichts weiß! Mama, sie hat den roten Mantel angezogen und hat gesagt, sie muss sich ein liniertes Heft kaufen. Das ist alles, was ich weiß, Mama! Mehr weiß ich wirklich nicht, Kurt! Das musst du mir glauben, Papa!   „Wir sind eben eine große Familie! Und das hat auch Vorteile!", sagt Mama manchmal zu mir. Uns als „große Familie" zu bezeichnen ist ein schlechter Witz. Aber Vorteile hat es manchmal wirklich. Zum Geburtstag zum Beispiel: Da bekomme ich von drei Großmüttern, drei Großvätern, einer Mutter, einem Vater, einem Stiefvater, einer Frau vom Vater, einer Frau vom Stiefvater und von sechs Geschwis­tern Geschenke. Das hört sich kompliziert an, ist aber ziemlich einfach. Meine Mutter hat meinen Vater geheiratet und mit ihm zwei Kinder bekommen. Die Ilse und mich. Dann haben sie sich scheiden lassen und mein Vater hat eine andere Frau geheiratet, mit der hat er wieder zwei Kinder bekommen. Die Mama hat dann den Kurt geheiratet und auch noch zwei Kinder bekommen. Und der Kurt war vorher schon einmal verheiratet. Und aus dieser Ehe gibt es auch ein Kind. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als die Ilse acht Jahre alt war und ich sechs. Angeblich haben sie sich nicht mehr gut verstanden.   Nach der Scheidung wohnten die Ilse und ich zuerst bei den Eltern vom Papa. Der Papa behielt unsere alte Woh­nung. Und die Mama zog zu ihren Eltern. Am Samstag und am Sonntag kam sie uns besuchen. Unter der Woche hatte sie keine Zeit für uns. Sie war damals Sekretärin bei einer Zeitung und musste viele Überstunden machen. In der Zei­tungsredaktion lernte sie den Kurt kennen. Der war dort Redakteur. Zwei Jahre später hat sie ihn geheiratet. Und die Ilse und ich sind von der Oma weg zum Kurt gezogen. Dann hat die Mama den Oliver und die Tatjana bekommen. Die Tatjana und der Oliver sagen zum Kurt „Papa". Die Ilse und ich sagen „Kurt" zu ihm. Ich habe gern bei der Oma und beim Opa gewohnt. Jetzt würde ich nicht mehr so gern bei ihnen sein. Der Opa ist nämlich sehr schwerhörig und sehr verkalkt (закостенелый)geworden. Er redet so komisch! Immer murmelt er vor sich hin. Bei meinem letzten Besuch hat er mich gefragt, wie ich heiße und wer ich bin. „Das ist doch die Erika!", hat die Oma gebrüllt. „Aha, ja, ja, die Erika", hat der Opa darauf gesagt. Doch zwei Minuten später hat er wieder gefragt: „Wer ist denn das Mädchen? Wie heißt denn das Mädchen?"  Ich gehe jeden Donnerstag nach der Schule zur Oma und zum Opa. Früher ging die Ilse mit mir. Aber seit der Opa so komisch und verkalkt ist, drückt sie (уклоняться, увиливать, отлынивать) sich um die Oma-Opa-Besuche. Außerdem stinkt es so bei der Oma, hat sie gesagt. Nach Sauerkraut und Bratkartoffeln. Das stimmt. Aber ich habe nichts gegen diesen Geruch.   „Die Eltern von meinem Ex-Mann leben entsetzlich (ужасно)!", hat die Mama einmal zu einem Besuch gesagt. Und dann hat sie erzählt, wie es in der Küche und im Zimmer von der Oma und vom Opa aussieht. Dass sie nicht einmal fließendes Wasser haben, sondern sich in einer Plastikschüssel waschen! Dass die riesigen Ehebetten und die vier Schrän­ke das ganze Zimmer ausfüllen und dass unter den Betten hundert alte Schachteln und Koffer und Kisten stehen.  „Stellen Sie sich vor", hat sie gesagt, „in dem winzigen (крошечный) Zimmer steht noch ein kleiner Tisch. Und auf dem ist ein riesiger Strauß mit schweinsrosa Plastikrosen!" Die Ilse saß neben der Mama, als die Mama das lachend erzählte. Die Ilse bekam ganz schmale Augen. Sie kann, wenn sie böse wird, wie eine Katze schauen. Doch die Mama merkte nicht, dass die Ilse den Katzenblick hatte. Sie drehte sich zu ihr und fragte: „Oder haben sie jetzt keine Plastikrosen mehr?" „Geh hin und schau dir's an, wenn's dich interessiert!", fauchte (фыркать, шипеть) die Ilse, stand auf und lief aus dem Zimmer. Die Mama sah ihr erstaunt nach und der Besuch sagte, Mädchen in einem gewissen Alter seien eben schwierig. Dann wollte die Mama mich fragen. Und ich hätte ihr auch gesagt, dass die Oma die Plastikrosen gegen Plastiknelken vertauscht hat, aber bevor ich antworten konnte, rief der Kurt: „So hör doch auf, Lotte, verdammt noch einmal!" ; Da redete die Mama schnell von etwas anderem.   Ich ging in unser Zimmer. Die Ilse saß am Schreibtisch und lackierte sich die Fingernägel grün. Dabei zitterte sie vor Wut und strich sich die Haut mit an. Sie sagte, die Mama geht ihr auf die Nerven. Die tut, als ob sie etwas Besseres wäre, bloß weil sie einen Mann geheiratet hat, der sechs /immer hat! Ich wollte die Ilse beruhigen. Ich sagte: „Du hast ja Recht, aber das ist doch kein Grund, dass du dich so aufregst!" „Du hast ein Gemüt (нрав, душа)wie ein Fleischerhund (собака мясника)", brüllte mich die Ilse an. Und dann brüllte sie noch eine Menge sehr ungerechter Sachen gegen mich.     Beim Brüllen fuchtelt (махать)  die Ilse immer mit den Armen herum.   Sie stieß an die Nagellackflasche und die Flasche kippte um. Der grüne Lack rann über die Schreibtischplatte. Un­sere Schreibtische sind ganz neu. Ich wollte nicht, dass sich die Mama über den Fleck aufregt. Ich holte den Nagel­lackentferner und goss ihn auf den klebrigen Fleck. Doch leider war im Entferner (выводитель)Azeton und das löste die Oberfläche der Tischplatte auf. „Na, jetzt ist es besser, du Trottel (простофиля)!" fauchte(фыркать, шипеть) die Ilse. Ich kann leider nie eine richtige Wut bekommen. Auch dann nicht, wenn mich jemand so ungerecht behandelt. Ich sagte: „Reg dich nicht auf. Ich werde der Mama sagen, dass ich schuld bin!" „Danke, darauf steh ich nicht (мне это не нравится)!", sagte die Ilse. „Die Mama wird sich aber aufregen", rief ich. „Furchtbar aufregen!" „Soll sie doch", sagte die Ilse. „Wenn es mir zu bunt wird, dann geh ich!" Ich holte einen nassen Lappen aus der Küche und wischte die Tischplatte. Schön wurde sie nicht. „Wohin willst denn gehen?", fragte ich. „Da gibt es tausend Möglichkeiten", sagte die Ilse. Aber es klang so, als ob sie keine einzige davon aufzählen könnte. Darum habe ich nicht weiter gefragt.     Wortschatzerklärungen ° brüllen = schreien ° verkalkt = alt ° winzig = klein ° der Trottel = der Narr, der Tor ° „…darauf steh ich nicht..“ = jugendsprachlich : das mag ich nicht -„steh“ = (ich) stehe Der in mündlicher Rede häufige Wegfall der Personalendung –e wird meist durch Apostroph gekennzeichnet : ich steh` auf….    

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Nachdem dieses Arbeitsblatt gemacht worden ist, könnt ihr vielleicht noch mal an die Fragen in den Aufgaben vor dem Lesen und an eure eigenen Fragen im Arbeitsheft zurückkommen.

Habt ihr eine Antwort auf alle Fragen gefunden ?

 

2. Könnt ihr jetzt die Antwort auf den Vorspann zum ersten Kapitel geben ? Beweist doch eure Meinung mit den Beispielen aus dem Kapitel !

 

3. Charakterisiert bitte die Verhältnisse zwischen Ilse und ihren Verwandten, stützt euch dabei auf das Arbeitsblatt 1.

 

4. Habt ihr solche Probleme wie Ilse? Erinnert euch bitte an eure Familie ! Wie gross ist sie? Wie sind die Beziehungen innerhalb der Familie? Vergleicht bitte eure Familie und die Familie von Ilse! Gebraucht dabei folgende Wendungen :

 

- Klein /Grossfamilie

- Einzelkind /Geschwister

- Leibliche Eltern /Stiefeltern

- sich gut verstehen /es nicht leicht haben mit…

- gegenseitige Verständigung /sich einsam fühlen

 

5. Erzählt bitte über diese Familie aus verschiedenen Perspektiven :

- aus der Perspektive von Erika

- aus der Perspektive von Ilse

- aus der Perspektive eines anderen Familienmitgliedes

- aus der Perspektive eines Bekannten von der Familie

 

6. Bildet bitte Hypothesen (гипотеза) nach vorne !

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet ? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft !

 

Wie die Ilse aussieht und wie die Ilse früher gewesen ist

 

 

Ich glaube, ich habe die Geschichte nicht richtig angefan­gen. Wenn ich über die Ilse schreiben will, muss ich zuerst beschreiben, wie die Ilse aussieht. Denn das ist wichtig. Die Ilse ist schön. Es gibt nichts an ihr, was nicht schön ist! Sie hat sehr viele, sehr dunkelbraune Haare, die ganz glatt sind und bis zu den Schultern reichen. Sie hat noch nie einen Pickel (прыщик) gehabt. Ihre Augen sind grau mit grünen Flecken. Ihre Nase ist ganz klein. Obwohl sie sehr dünn ist, hat sie einen ziemlich großen, spitzen Busen (грудь). Um die Taille misst sie nur sechsundvierzig Zentimeter und ihr Zeichen­lehrer hat ausgerechnet (рассчитал), dass sie genau nach dem goldenen griechischen Schnitt gebaut (сложена по формам, очертанию)ist.

 

Ich könnte noch seitenlang über das schöne Aussehen meiner Schwester schreiben. Und trotzdem würde das Wichtigste fehlen. Es ist so: Die Ilse hat etwas, was die anderen nicht haben! Das ist mir schon oft aufgefallen. Wenn ich in der Pause in ihre Klasse komme, stehen und hocken und gehen in der Klasse dreißig Mädchen herum. Hübsche und normale und hässliche Mädchen. Und dann ist da noch die Ilse. Und die ist eben anders. Meine Schwes­ter ist wie von einem Plakat. Natürlich nicht wie von einem Waschpulver- Plakat. Von so einem „ Zeitgeist (дух времени) „- Plakat kommt sie. Von einem „Schnelle- Autos –für –junge –Leute "- Plakat. Ein Coca-Cola-Martini-Jetset (англ. элита, сливки общества)-Mädchen ist sie. Von außen natür­lich nur.

 

Früher war die Ilse nicht so schön. Als wir noch bei der Oma gewohnt haben, haben alle Leute zur Ilse immer gesagt: „Warum schaust denn so böse drein?"

Der Hausmeister im Haus von der Oma hat immer zur Ilse gesagt:

„Wennst einmal lachen tätest, würst direkt ein hübsches Kind!"

Aber die Ilse hat damals fast nie gelacht. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Ich erinnere mich daran, dass sie immer Buchstaben malte. Sie saß an dem kleinen Tisch mit den Plastikrosen und schrieb seitenlang Buchstaben. Der Opa schimpfte und sagte, sie werde sich noch die Augen verderben.

Sie war damals in der zweiten Klasse. In einer neuen Schule. Weil die Oma ja sehr weit weg von unserer alten Wohnung wohnt. In der neuen Schule wollte die Lehrerin andere Buchstaben. Darum malte die Ilse so viele Buchsta­ben. Aber es nützte nichts. Zwei Jahre später zogen wir ja zum Kurt. Da kam dann die Ilse wieder in eine andere Schule, zu einer anderen Lehrerin, und die wollte wieder andere Buchstaben. Vielleicht hat die Ilse deshalb eine Schrift wie aus einem Schönschreibeheft bekommen, ganz gerade und gleichmäßig (прямой и ровный).

„Ihre Hefte sind eine helle Freude", sagte die Klassenlehre­rin an jedem Sprechtag zu unserer Mama.

 

Doch in letzter Zeit dürften die Hefte der Ilse für die Lehrer keine Freude mehr gewesen sein. Gestern habe ich nämlich ihren Schreibtisch aufgeräumt. Nicht weil ich Ordnung machen wollte. Ich wollte Sachen von der Ilse in der Hand haben. Sachen sind oft besser als gar nichts. Ich habe also den Schreibtisch aufgeräumt und in ihre Schulhefte geschaut. In jedem Heft war höchstens eine Seite voll geschrieben. Die Mathe-Hefte und die Latein-Hef­te waren ganz leer.

 

Ich verstehe das nicht! Sie ist doch stundenlang an ihrem Schreibtisch gesessen. Oft noch am Abend. Und wenn ich mit ihr reden wollte, hat sie gesagt: „Halt den Mund, du störst mich beim Lernen!" Vier kleine und drei große Notizhefte habe ich gefunden. Sie waren mit Strichen und Wellenlinien und kleinen Männchen voll gekritzelt (царапать, писать неразборчиво). Auf dem Tisch, unter der Schreibunterlage (подстилка), war ein Zettel. WOLFGANG ICH SEHNE MICH NACH DIR! WEISST DU DAS DENN NICHT? hat auf dem Zettel gestanden. Der Zettel war uralt. Mindestens zwei Jahre alt. Das weiß ich, weil er mit grüner Tinte geschrieben war. Die verwendet die Ilse schon lange nicht mehr.

 

Als ich das mit dem Wolfgang und dem SEHNEN las, bekam ich ein komisches Gefühl im Bauch. SEHNEN ist so ein merkwürdiges Wort. Ich wollte nicht, dass sich meine Schwester SEHNEN muss. Ich weiß nicht, welchen Wolf­gang sie damals gemeint hat. Es gibt so viele Wolfgangs. Acht Stück kämen leicht in Frage. Und ich war auf alle acht Wolfgangs böse, weil sich meine Schwester nach einem von ihnen hat sehnen müssen. Und ich war auch traurig, weil ich von der Sehnsucht nichts gewusst habe.

 

Ich versuchte, mich zu erinnern, wie das vor zwei Jahren gewesen war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Ilse damals für einen Wolfgang Zeit gehabt hätte. Jeden Don­nerstag waren wir bei der Oma und beim Opa. Jeden Samstag mussten wir den Papa treffen. Am Mittwoch war immer der Pflichtbesuch bei den Eltern der Mama füllig (пышный). (Damals war sie noch nicht böse mit denen.) Am Montag­nachmittag mussten wir zu Hause sein, da sind der Großvater und die Großmutter, die Eltern vom Kurt, gekommen. Und am Sonntag war der Familientag. Da mussten wir einen Ausflug mit der Mama, dem Kurt, der Tatjana und dem Oliver machen. Und vor zwei Jahren musste die Ilse abends doch um sieben Uhr daheim sein. Wenn sie zehn Minuten später gekommen ist, hat die Mama einen Anfall (приступ, припадок) gekriegt. Für einen Wolfgang kann da also nicht viel Zeit übrig gewesen sein. Fürs SEHNEN natürlich schon.

 

Wortschatzerklärungen

 

 

° „…warum schaust denn so böse drein…“ `= warum schaust du denn so böse…

In mündlicher Rede kommt häufig Wegfall des Anredepronomens du vor.

° verwenden = gebrauchen, benutzen

° sich sehnen nach D = zu erreichen suchen, streben zu D

° der Pickel = Hautausschlag ( meist in der Pubirtät )

° kritzeln = schreien

° einen Anfall kriegen = ärgerlich, wütend werden

° „…wennst einmal Lachen tätest…“ = wenn du einmal lachen werdest….

Verschmelzung des Personalpronomens du mit der Konjunktion wenn in der mündlichen Rede : wennst : wenn du…

 

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Haben sich eure Vorstellungen von Ilse bestätigt ? Welche ? Welche nicht ? Wart ihr überrascht ? Stützt euch bei der Antwort auf eure Arbeitshefte!

 

2. Wie meint ihr, warum hat sich Ilse sehr verändert ? Habt ihr eine Idee ?

 

3. Gibt es in diesem Kapitel etwas, was euch aufgefallen ist und worüber ihr gerne sprechen möchtet ?

z. B. –Wie reagiert Erika auf den Zettel von Ilse: „ Wolfgang, ich sehne mich nach dir. Weißt du das nicht ? „

 

1. Stellt euch vor, ihr habt bei eurer Schwester bzw. bei eurem Bruder einen solchen Zettel gefunden, wie Erika bei Ilse. Wie werdet ihr darauf reagieren ?

 

2. Erzählt bitte über das Aussehen von Ilse aus der Perspektive

– von Erika

– von der Oma

– von dem Hausmeister

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne !

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet ? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft !

Aufgaben zur Selbstkontrolle

Prüft bitte, wo ihr jetzt steht !

 

1. Stellt an sich selbst folgende Fragen :

 

- Habe ich Fragen an den Text ? ( an Erika, an Ilse, an die Autorin )

Gibt es etwas , was ich gerne wissen möchte ?

- Wann glaube ich, wird der Text mir darauf eine Antwort geben ?

Jetzt, etwas später oder viel später ?

 

2. Versucht bitte in eurem Arbeitsheft alle diese Fragen zu beantworten .

 

Kapitel III.

 

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Seht die Illustration zu dem 3. Kapitel. Verrät diese das Haustier, das im Titel des Kapitels genannt wird ?

 

2. Lest bitte das 3. Kapitel ohne Wörterbuch, indem ihr während des Lesens das Kapitel in grosse Abschnitte (wie viele ?) gliedert und

zu jedem Abschnitt je 10 Wörter zum Inhalt in euer Arbeitsheft schreibt.

 

Ein Meerschweinchen, eine ekelhafte Schwester und Ohrfeigen

Vielleicht war es der Wolfgang, der ihr das Meerschwein­chen geschenkt hat?

Das war vor ungefähr zwei Jahren. Im Winter. Die Ilse kam vom Nachmittagsturnen heim. Sie hatte einen Karton in den Händen. Die Mama war in der Diele (прихожая) und telefonierte. Neugierig schaute sie dabei auf die Ilse und den Karton. Die Ilse stand bei der Garderobe, presste den Karton an den Bauch und zog den Mantel nicht aus. Die Mama hörte zu telefonieren auf und fragte: „Was hast ' du denn da?"

Die Ilse gab keine Antwort. Die Mama ging zur Ilse und schaute in den Karton. „Bist du verrückt?", rief sie, „woher hast du denn das Vieh (скотина)?"

Die Ilse starrte die Mama an (пристально смотреть, уставиться) und gab keine Antwort. Dann kam der Kurt aus dem Wohnzimmer und der Oliver und die Tatjana kamen aus dem Kinderzimmer. Die Tatjana war damals noch sehr klein. Sie wollte in den Karton hinein­schauen. Sie zog am Mantel der Ilse und brüllte: „Schauen, schauen, schauen!"

 Die Ilse ließ sie nicht schauen.

Ich wollte das Meerschweinchen aus dem Karton holen und streicheln. Die Ilse machte einen kleinen Schritt weg von mir. Ich merkte, dass sie auch mich an das Meer­schweinchen nicht heranlassen wollte.

 „Trag das Vieh sofort zurück", kreischte (пронзительно кричать, визжать)die Mama. „Wir könnten es doch probeweise ein paar Tage behalten", sagte der Kurt leise zur Mama. Der Oliver und die Tatjana hatten es gehört.

Ja, behalten", schrien sie. „ Schweindl behalten."

 Die Mama schaute den Kurt zuerst böse an, dann seufzte sie und sagte: „Na bitte, wenn du meinst" und ging in die Küche.

Der Kurt rannte hinter ihr her. Es sei doch nur ein Vor­schlag gewesen, sagte er. Man könnte das Vieh doch noch immer zurücktragen! Die Mama schimpfte: „Probeweise! So ein Blödsinn! Wenn das Vieh im Haus ist, geben sie es doch nicht mehr her!" Und dann sagte sie: „Und wer wird den Dreck putzen? Und das Futter holen? Ich!"

 

Damit hatte die Mama nicht Recht. Die Ilse kümmerte sich um das Meerschweinchen. Jeden Tag mistete sie den Stall aus. Stundenlang hatte sie das Vieh auf dem Schoß und streichelte es.

Ich war die Einzige außer ihr, die das Meerschweinchen berühren durfte. Dem Oliver und der Tatjana hat es die Ilse nicht erlaubt. Wenn die Ilse weggegangen ist, hat sie den Meerschweinchenstall auf unseren Schrank hinaufgestellt. Und wenn sie daheim war und der Oliver und die Tatjana zu uns ins Zimmer kamen und mit dem Meerschweinchen spielen wollten, hat die Ilse gefaucht (фыркать, шипеть): „Dalli, dalli, ver­schwindet!"

Aber ich bin mir ganz sicher, dass die Mama am Vormittag, wenn wir in der Schule waren, das Meerschweinchen vom Schrank heruntergeholt hat. Im Zimmer von der Tatjana und vom Oliver fand ich ein paarmal Sägemehl auf dem Boden und einmal ein angenagtes (ein genagtes обглоданный) Karottenstück.

 

Das Meerschweinchen war schon über ein Jahr im Haus, da geschah es: Die Ilse war im Bad. Ich trocknete in der Küche Geschirr. Die Tür zu unserem Zimmer war offen. Der Meerschweinchenstall stand auf dem Schreibtisch von der Ilse. Die Tatjana lief in unser Zimmer. Sie kletterte auf den Sessel und von dem Sessel auf den Tisch. Sie nahm das Meerschweinchen aus dem Stall. Wahrscheinlich hat sie zu fest zugepackt. Oder an der falschen Stelle. Jedenfalls hat sich das Meerschweinchen bedroht gefühlt. Zuerst hat es laut gequietscht (скрипеть). Und dann hat die Tatjana gebrüllt (реветь,орать). Wie am Spieß (как на шампуре)! Das Meerschweinchen hatte sie in den Finger gebis­sen. Der Finger blutete.

Die Ilse hörte den Meerschweinchenquietscher und kam aus dem Badezimmer gelaufen. Mit viel Schaum auf dem Kopf. Die Mama hörte das Gebrüll der Tatjana und kam aus dem Wohnzimmer gelaufen.

 Und ich aus der Küche hinterher!

Die Tatjana stand auf dem Tisch und hielt den blutenden Finger hoch. Das Meerschweinchen lag auf dem Boden und rührte sich nicht. Aus seiner Nase lief Blut. Viel mehr Blut als aus Tatjanas Finger. Ilse hob das Meerschweinchen auf. Es war tot. Es musste mit dem Kopf gegen die Türklinke (дверна ручка) geflogen sein, als Tatjana es vor Schreck weggeschleudert hatte.

Ilse ging mit dem toten Meerschweinchen zu ihrem Bett. Sie legte es auf die Bettdecke.

Die Mama hob Tatjana vom Tisch, setzte sich mit ihr auf den Schreibtischsessel, blies auf den blutenden Finger und murmelte:

„Es ist ja nicht schlimm, es tut ja nicht weh, es hört ja gleich auf!"

Die Ilse sprang plötzlich auf die Mama zu. Sie riss die Tatjana von ihrem Schoß und brüllte: „Ich bring dich um!" Es war fürchterlich (ужасно, страшно)! Die Tatjana hat entsetzlich geplärrt (plärren кричать, громко плакать, вопить). An einem Arm von ihr hat die Ilse gezogen, am anderen Arm die Mama.

„Lass das Kind los", hat die Mama gekeucht (тяжело дышать, задыхаться). „Nein, ich bring sie um!", hat die Ilse gefaucht.

 Dann hat die Mama auf die Ilse eingeschlagen (бить). Die Ilse hat sich gewehrt. Sie hat getreten. Gegen die Schienbeine der Mama(больно задевать за живое). Der Tatjana ist es gelungen, sich von der Ilse loszu­reißen. Sie ist aus dem Zimmer gelaufen. Die Mama hat weiter auf die Ilse eingeschlagen. Dabei hat sie gekreischt: „Du bist ja wahnsinnig geworden! Du hast ja komplett den Verstand verloren."

Sie hat die Ilse auch an den Haaren gerissen. Zum Schluss hat sie die Ilse auf das Bett gestoßen (толкать). Auf das tote Meer­schweinchen drauf. Dann ist sie aus dem Zimmer gegan­gen. Ihre Hände haben gezittert und sie hat geschnauft (тяжело дышать) wie eine Herzkranke.

 

Die Ilse ist eine Stunde auf ihrem Bett gelegen. Mit dem schaumigen Kopf auf dem toten, blutigen Meerschwein­chen. Nach einer Stunde ist sie aufgestanden. Sie hat einen Bogen Packpapier aus einer Lade geholt. Sie hat das Meer­schweinchen in das Packpapier gewickelt.

Sie hat mir die Rolle in die Hand gedrückt und gesagt: „Trag sie runter in den Mülleimer!"

„Wir könnten es beim Großvater im Garten eingraben", habe ich vorgeschlagen.

Die Ilse hat den Kopf geschüttelt. So nahm ich die Packpa­pierrolle und trug sie in den Keller hinunter und warf das tote Meerschweinchen in den Abfall.

 

Am Abend kam dann der Kurt zu uns ins Zimmer. Er fragte, ob er der Ilse ein neues Meerschweinchen kaufen dürfe.

„Kauf deinen eigenen Kindern eines", fauchte ihn die Ilse an. Der Kurt sah recht hilflos aus. Zweimal machte er den Mund auf und klappte ihn dann wieder zu. Er wollte etwas sagen. Doch dann ließ er es bleiben und ging aus dem Zimmer.

Ich fand das ungerecht von der Ilse. Ich sagte: „Der Kurt kann doch nichts dafür!"

„Aber seine Kinder", sagte die Ilse.

Ich sagte, dass das nicht nur die Kinder vom Kurt, sondern auch die Kinder von der Mama sind, und dass sie unsere Geschwister sind. Die Ilse rief: „Nein! Die sind genauso wenig meine Geschwister, wie die Kinder vom Papa meine Geschwister sind! Oder sind diese zwei Halbaffen vielleicht auch deine Geschwister?"

Ich schüttelte den Kopf. Die Halbaffen, die neuen Kinder vom Papa, kann ich auch nicht leiden. „Na eben", sagte die Ilse.

Ich sagte nichts mehr. Mir tat die Ilse Leid. Es ist wohl wirk­lich zu viel verlangt, wenn man den Mörder seines gelieb­ten Meerschweinchens gern haben soll.           

 

 

Wortschatzerklärungen  

 

° Schweindl `= Schweinchen          

- dl =Verkürzung von –(d)erl =südd./österr. Verkleinungsform/ -suffix

° ekelhaft = unangenehm, mies, scheusslich

° sich kümmern = sorgen, pflegen

° fauchen = böse, unzufrieden reden

° sich rühren = sich bewegen , nicht mehr still bleiben

° aufhören = beenden, abschliessen

° plärren = schreien, heulen

° „…kann doch nichts dafür..“ = j-d hat damit nichts zu tun

° j-n leiden können = j-n gerne haben, mögen

 

Aufgaben nach dem Lesen

 

1. Habt ihr eigentlich verstanden, was geschehen ist ?

Könnt ihr 3 Hauptideen dieses Kapitels nennen ?

 

2. Das Meerschweinchen ist also tot.

a) Wie reagiert Ilse darauf ?

Was bedeutet das für sie ?

b) Wie verhält sich die Mutter dazu ?

c) Wie verhält sich Ilse gegenüber der Mutter / Tatjana ?

d) Wie findet ihr das Verhalten von Ilse und der Mutter ?

e) Wie verhält sich Kurt am Abend ?

Warum lehnt Ilse ihren Stiefvater ab ?

f) Könnt ihr das Verhalten von Ilse verstehen ?

 

3. Fasst bitte mit Hilfe eurer Notizen ( seht das Arbeitsheft ) den Inhalt jedes zeitlichen Abschnittes des Kapitels zusammen.

Ihr könnt dabei verschiedene Rollen ( Erika, Ilse, die Mutter, Tatjana, Kurt und wenn ihr Lust habt- Meerschweinchen) übernehmen.

 

4. Habt ihr ein Tier zu Hause ? Könnt ihr sagen, was der Verlust dieses Haustieres für euch bedeuten kann. Könnt ihr euch mit Ilse identifizieren ?

 

5. Erinnert euch wiederum an eure Familien. Kommt es oft vor, dass ihr euch mit euren Eltern streiten? Welche Gründe oder Anlässe habt ihr dazu ?

 

6. Bildet bitte Hypothesen nach vorne !

Gibt es etwas, was ihr jetzt nach dem Ende des Kapitels gerne wissen möchtet ? Schreibt bitte eure Fragen ins Arbeitsheft !

Kapitel IV.

 

Aufgaben vor dem Lesen

 

1. Lest bitte das 4. Kapitel ohne Wörterbuch und macht während des Lesens das Arbeitsblatt 2.

 

2.  Ilse lügt ziemlich oft.

Schreibt parallel in euer Arbeitsheft , wann und warum sie lügt.

 

 


Дата добавления: 2018-02-15; просмотров: 1625; Мы поможем в написании вашей работы!

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